Auf Abwegen des Friedens – Reihe: Kirche, Erinnerung, Geschichte

05.08.10.2026

Kirche und nationalsozialistische Zeitgeschichte – Bildungsurlaub

Reihe Kirche, Erinnerung, Geschichte

Das CJK wird in den kommenden Jahren eine Reihe von Bildungsurlauben veranstalten, die sich mit Kirche, Erinnerung und Geschichte beschäftigen. Im kommenden Jahr soll mit einem Bildungsurlaub zur evangelischen Kirche und dem Nationalsozialismus begonnen werden. Es folgen Veranstaltungen zur Kolonial- und Missionsgeschichte, 68er Bewegung und kirchlicher Erinnerungskultur.

Die NS-Zeit markiert für die Evangelische Kirche eine tiefe Zäsur in Selbstverständnis und Theologie. Die im Luthertum vorherrschende nationalprotestantische Theologie hatte sich vom Kaiserreich und übersteigertem Nationalismus während der Weimarer Republik nicht befreien können. Die übergroße Mehrheit des Protestantismus begrüßte den Beginn der NS-Herrschaft als Ende der gottlosen Republik und Rückkehr zu einer gottgewollten Obrigkeit. Wie verhielt sich die Kirche in den folgenden zwölf Jahren, wie veränderte sich ihr Verhältnis zur NS-Diktatur? Der Bildungsurlaub versucht einen Überblick zu geben und an einzelnen Beispielen Wandlungen in verschiedene Richtungen vorzustellen.

Parallel zur Entwicklung des NS-Staates soll die Frontenbildung des Kampfes innerhalb der Kirche zwischen Bekennender Kirche und Deutschen Christen herausgezeichnet werden. Auf einer Exkursion zur kirchlichen KZ-Gedenk- und Begegnungsstätte Ladelund soll am Beispiel von Pastor Johannes Meyer die Frage des christlichen Selbstverständnisses eines Nationalsozialisten betrachtet und der aus dieser Spannung führende Veränderungsprozess diskutiert werden. Der Schriftsteller Gustav Frenssen war Pastor in Dithmarschen, als er zum Erfolgsautor des Kaiserreichs wurde. Er starb als völkischer Neuheide und radikaler Verfechter des Nationalsozialismus. Im Gustav-Frenssen-Haus soll sich eingehender mit dieser Biografie beschäftigt werden. Ein Besuch in der Neulandhalle, dem kultischen Zentrum des einstigen Adolf-Hitler-Kooges in Dithmarschen soll diese Biografie in die religiöse Transformation des NS einordnen. Hier wurde die Ideologie der Volksgemeinschaft zum Gegenentwurf der Volkskirche. Ziel des Bildungsurlaubs ist es, die Veränderungsprozesse der Kirche im Nationalsozialismus nachzuzeichnen, ihre Herausforderungen, ihre Handlungsspielräume wie auch ihr Versagen zu erfassen und zu verstehen. Die daraus folgenden Antwortversuche haben viele Anknüpfungspunkte in aktuellen Diskursen zum Selbstverständnis in der demokratischen Gesellschaft.

Referent*innen: Dr. S. Linck, Dr. K. Happe, Dr. D. Stein
Leitung: Anke Fasse, Dr. Stephan Linck
Veranstalter: Christian Jensen Kolleg, Evangelische Akademie der Nordkirche
Anmeldung: bis zum 15.09.2026 unter oder 04671/9112-0